Saturday 23 May 2020

Segelverhalten

Wir verließen Marina Fonatur in Guaymas am 4. März Richtung La Paz mit einer neuen neuen Segeln und modifiziertem Ruder, die beide, bis auf ein paar kurze Streifzüge in der „Bahia Interior de Guaymas“ weitgehend ungetestet waren. Diese kurzen Testsegeltrips waren insofern ermutigend, als sie die vorhergehenden Mängel der Segeleigenschaften von Taiko minimierten, wenn nicht vollständig beseitigten.
Die Segelleistung in Luv wurde durch die gewölbten Segelfelder (Panel) erheblich verbessert. Das Boot scheint nun, wie jedes andere Boot, das wir gesegelt haben, hoch am Wind zu laufen und zeigt in dieser Segelposition eine gute Geschwindigkeit von bis zu sechs Knoten.
Die früher erwähnte Luvgierigkeit (wenn das Ruder den Kurs nicht hält und das Boot in den Wind steuern will) scheint vollständig beseitigt zu sein. Auf unserem Probesegeln hatten wir nur dann damit zu kämpfen, wenn das Boot zu viel Segeltuch oben hatte und deshalb mehr auf der Seite lag. Im Allgemeinen war Taiko unter Segeln gut ausbalanciert und das Ruder ziemlich leicht. Sie summt jetzt mit einer sanften Vibration der Pinne, wenn sie beim hart am Wind Kurs richtig ausbalanciert ist. 


Probesegeln mit anderen Yachties, die unsern Arbeitswerdegang verfolgten und niemals zuvor mit einem Dschunken (Junk) Rigg gesegelt sind.


Das Verhalten von Taiko bei den Wenden war zufriedenstellend, sie hatte immer genug Geschwindigkeit, um nicht mittendrin stehen zu bleiben. Wir waren zuversichtlich genug, dass sie in der Lage war, den schmalen Kanal zurück zum Yachthafen aufzukreuzen. Anschließend erhielten wir den üblichen, inzwischen erwarteten Kommentar von unseren Gästen mit Bermuda-Rigg Booten; "Das würde ich nie mit meinem Boot machen". Da Taiko ein Schiff mit langem Kiel ist, kommt sie nur langsam durch den Wind. Da fehlt eine Genua, die man stehen lassen kann, bis der Bug auf der anderen Seite ist. Aber dafür brauchen wir keine Segel winschen. Wir sind uns nicht sicher, wie sie bei starkem Wind und einem kurzen, scharfen Seegang eine Wende schaffen wird.

Unsere Theorie wie wir die Luvgierigkeit beseitigt haben, lautet wie folgt:
1. Der Abstand zwischen den Segel-Latten vom Vorsegel wurde vergrößert und eine berechnete zusätzliche Segelfläche von 3,5 Quadratmetern erreicht.
2. Die gewölbten Segelfelder (Panel) haben ihre maximale Wölbung bei 35% der Länge, was unserer Meinung nach den Schwerpunkt der Segel nach vorne verschiebt. Flache Segel, wie sie an Bord waren, haben ihren Schwerpunkt genau in der Mitte bei 50% der Länge.
3. Das neue gewölbte Profilruder mit den Flossen oben und unten trägt dazu bei, die laminare Strömung über der Oberfläche des Ruders aufrecht zuerhalten. Es kann auch sein, dass der Schwerpunkt des Ruders weiter nach vorne verschoben wurde.
Unsere Argumentation ist etwas schwammig, zweifellos könnte ein Marinearchitekt dies besser erklären. Die vorgenommenen Änderungen scheinen jedoch zu funktionieren.

Während der ersten dreißig Stunden unserer Überfahrt nach La Paz genossen wir lebhafte WNW-Winde, die für ein angenehmes Segel sorgten. Die Segel waren mit zwei Panels gerefft sowohl im Vorder- als auch im Hauptsegel, die uns mit etwa sieben Knoten Fahrt vorwärts bewegten. Wir waren sehr zufrieden mit uns selbst, als wir Wale sahen und genossen eine schnelle, wenn auch etwas raue Passage nach La Paz. Die maximale Geschwindigkeit, die der Kartenplotter auf diesem Teil der Reise aufzeichnete, betrug 10,6 Knoten, was zweifellos eine momentan Aufzeichnung war, als wir von einer steilen Welle zur Seite geschoben wurden. Trotzdem bewegte Taiko sich mit sehr vernünftiger Geschwindigkeit für einen ordentlich beladenen Langzeitsegler. Die Selbstlenkung der Windfahne Monitor war in den kurzen steilen Wellen des Meeres von Cortez hervorragend.
Der Rest der Reise führte uns zeitweise bei leichten und wechselnden Winden zum Motorsegeln. Wir waren erfreut, die letzten paar Meilen bis Puerto Balandra segeln zu können und sogar unter Segeln vor Anker zu gehen, während Crews von „Pointy Rig“ (Spitzname für Bemudan Rigg) beim Fotografieren ungläubig zuschauten.
Ich frage mich übrigens, warum Junkies Bermudan Riggs "Pointy Rigs" nennen, wenn doch unsere Segel meistens spitz nach oben gerichtet sind!
Am nächsten Tag fuhren wir die letzten Meilen in zweieinhalb Stunden gegen den Strom nach La Paz, wo wir uns mit Sharron Beck, dem stellvertretenden Manager von Whangarei Marina, trafen. Wir haben ihr geholfen, den Raum vorzubereiten, wo sie ihre Präsentation im Auftrag der Whangarei Marine Promotions Group hielt, die Langzeitsegler dazu ermutigen soll, Whangarei für die Zyklonsaison zu besuchen. Dies war, bevor das Corona-Virus die Pläne aller zerstörte. Später aßen wir mit Sharron in ihrem Hotel zu Abend und hatten einen sehr angenehmen Abend, bei dem wir all die Neuigkeiten von zu Hause erfuhren. Am nächsten Tag reiste Sharron, zur niederländische Yacht Tara, die wir später in Agua Verde und Puerto Escondido trafen. Seglerwelt ist klein!

In den zweieinhalb Wochen, die wir in La Paz verbrachten, waren wir sehr beschäftigt mit Hausarbeiten, Bootsprojekten und der Verproviantierung, während sich die Coronavirus-Zwinge um uns herum zusammen zog. Ursprünglich überlegten wir, La Paz zu verlassen, um nach Französisch-Polynesien zu reisen, aber diese Hoffnung wurde zunichte gemacht, als jedes Land von Mittelamerika bis Neuseeland ihre Grenzen schloss. Wir sahen uns gezwungen, in Mexiko zu bleiben, wohl wissend dass unsere Touristenvisa bald abläuft und eine Erneuer- oder Verlängerung sehr unsicher ist. La Paz ist jedoch eine sehr schöne Stadt und wir haben unseren Aufenthalt genossen. Der Malecon (die Straße am Wasser), der in den letzten Jahren modernisiert wurde, ist sehr angenehm zum Spazieren gehen. Es gibt viele Skulpturen und Wandgemälde, die Häuser sind nett hergerichtet. Wir hatten aber so viel anderes an Bord zu tun, dass wir kaum Zeit hatten dies zu genießen.






Malecon von La Paz




Heutzutage kann es schwierig sein, Wasser im Pazifik zu bekommen, und viele Inselbewohner haben Probleme mit ihrer Wasserversorgung. Ebenso ist es in der Wüste von Baja California und Sonora schwierig, an Wasser zu kommen. Trinkwasser aus der Stadt ist oft von zweifelhafter Qualität, deshalb haben wir uns entschlossen, unseren Wassermacher , der seit Januar an Bord gelagert ist, zu installieren. Obwohl so eine Einheit ein teurer Luxus ist, den ich normalerweise nicht in Betracht ziehen würde, hat es sich jedoch bisher als sehr wertvoll erwiesen.
Wir haben auch viel Zeit damit verbracht, das SSB-Radio zum Laufen zu bringen. Diesbezüglich waren wir nur teilweise erfolgreich. Bis heute konnten wir unsere E-mail an Bord nicht zum Laufen bringen. Wir hatten auch viel Arbeitsaufwand, um Wasserlecks, sowohl salzhaltige als auch Frischwasser, aufzuspüren und zu beheben. Es stellte sich heraus, dass diese relativ leicht mit etwas Silikondichtmittel um die O-Ringe der Seewasserfilter zu erreichen war. Leider konnten wirkeinen Ersatzdichtringe finden, der groß genug für die Filter waren. Die Undichtigkeit der Inspektionsklappe für den Frischwassertank wurde auf die gleiche Weise behoben. Jetzt haben wir eine knochentrockene Bilge.
Wir verließen La Paz nach siebzehnten Tagen, kurz bevor La Paz mehr oder weniger eine Ausgangssperre verhängte und die (Kriegs-)Marine begann, die Küstengewässern zu patrouillieren, um darauf zu bestehen, dass Yachten an Ort und Stelle bleiben. Yachten dürfen eine Überfahrt machen, aber nicht zum Vergnügen segeln oder sich in Gruppen an Ankerplätzen oder Stränden versammeln. Wir waren froh, wieder unterwegs zu sein und sehr erfreut, dass wir nicht, wie alle unsere Freunde in Neuseeland, an einem Ort bleiben mussten.
Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit unserem komfortablen neuen Boot, allerdings wollen wir etwas schwereres Wetter in ihr erleben, um volles Vertrauen in Taiko zu gewinnen. Obwohl sie nicht so einfach Einhand zu segeln ist wie Tystie (vorheriges Boot), macht es trotzdem Spaß mit ihr unterwegs zu sein. Sie ist bequem und segelt gut genug, um uns stolz zu machen. Obgleich unsere neuen Segel noch weiter optimiert werden müssen, scheinen sie meiner Meinung nach eine gute Leistung zu erbringen, und ihre Unvollkommenheiten bleiben von den Augen der Bewunderer unbemerkt, die uns Komplemente zurufen und im Vorbeigehen Fotos machen. 




Taiko kreuzt in den Ankerplatz.


 

Die diagonalen Falten treten in den Penel auf, wenn die Segel hart nach Luv gezogen werden. Ich habe noch keine Lösung dagegen gefunden. 






Vorm Wind segeln, keine diagonalen Falten.




Wir freuen uns über Vor- und Ratschläge von Junkies und Segel Enthusiasten.
Mehr zum Segeln im nächsten Beitrag – Auswirkungen vom Corona Virus

 


 

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