Sunday 14 March 2021

Unsere Zeit in La Paz

 

In La Paz hatten wir einige Dinge auf unserer To-Do Liste. Bevor wir an Land gingen, um diese Dinge zu erledigen, wollten wir sicherstellen, dass unser Anker gut hielt. Außerdem wollten wir uns erst über die Covid Situation in der Stadt informieren, indem wir das morgendliche UKW-Funknetz abhörten. La Paz ist berüchtigt für seinen Ankerplatz, den sogenannten "La Paz Walz". Das heißt, Wind steht gegen die starke Strömung im Kanal, die dazu führt, dass die Boote sich in unterschiedlichen Richtungen zueinander drehen. Der Wind zwingt das Heck aus der Strömung weg, während der Gezeitenstrom das Heck zum Wind drückt. Infolgedessen werden Boote seitlich zu beiden Kräften gehalten, wobei die Flut den Kiel erfasst und der Wind auf den Aufbau der Boote wirkt. Jeder Bootstyp reagiert anderes zu Wind und Wasser. Dies verursacht unter Skippern große Angst, wenn Boote, die sicher verankert waren, als Wind und Flut in die gleiche Richtung flossen, beginnen über ihre Anker zu segeln und sich dann alarmierend nahe kommen. Es besteht auch die Gefahr, dass der Anker beim Tiedenwechsel vom eigenen Boot herausgerissen wird und sich nicht selbst wieder zurücksetzt.


Dieses Mal ankerten wir etwas außerhalb von Marina Cortez, ganz in der Nähe des Wellenbrechers. Dies war wahrscheinlich nicht die beste Wahl, da die Wellen vom Wellenbrecher reflektiert wurden und eine irritierende Querwellengang verursachten. Auch die „Pangeros“ (Fischer- und Touristenboote) nutzten diese Lücke zwischen Taiko und dem Wellenbrecher auf dem Weg zum und vom städtischen Pier, natürlich mit voller Geschwindigkeit und mit großer Heckwelle. Dies machte unseren Platz tagsüber wenig angenehm, aber es war eine überschaubare Distanz zum Dinghydock, den wir benutzen mussten, zu rudern.

Unsere Freunde von Milou ankerten in unserer Nähe, weil sie wollten, dass Renate ihren Dodger verändert und ein Verbindungsstück zwischen Dodger und Bimini näht, was sie sehr erfolgreich getan hat. Milou hatte ein Auto eines Freundes zur Verfügung, um allgemeine Besorgungen fürs Boot und die großen Einkäufe in der Stadt zu erledigen. Wir hatten das Glück, zum Einkaufstrip eingeladen zu werden, um unsere Vorräte großzügig aufzustocken.

Während wir in La Paz waren, nutzten wir die Gelegenheit, um mit dem Radiospezialisten über unsere anhaltenden Probleme mit unserem SSB / Amateurfunk zu sprechen. Wir konnten immer noch nicht herausfinden, warum wir keine Verbindung über ein Pactor-Modem zu einer Winlink-Station oder einem Wetterfaxdienst herstellen konnten. Und wir konnten auch nicht herausfinden, warum wir so schlecht gehört werden.

Wir bestellten eine neue Brille für Renate und eine Sonnenbrille für mich, was ungefähr 10 Arbeitstage hätte dauern sollen. Am Ende war nur Renates Brille fertig und ich ging leer aus. Mexiko! Wir haben auch die Zeit genutzt, um das Problem mit unserer Balmar Hochleistungslichtmaschine mit externen Regler zu untersuchen.

All diese Aktivitäten umfassten mehrere Ausflüge in die Stadt, bei denen Renate die vielen Fotos der Wandgemälde machte, die hier in diesem Blog zusehen sind. Aufgrund der hohen Covid-Infektionsrate in La Paz haben wir alles zu Fuß erledigt und die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel vermieden, mit Ausnahme des Wagens für den zuvor erwähnten Einkaufsbummel und einen Ausflug in die Stadt, wo wir uns die Fahrräder von Susimi ausleihen konnten.

In all dieser Zeit war Covid eine ständige Sorge für uns. Genaugenommen war es das erste Mal, dass Covid uns so nahe berührt hat. Ein Segler, den wir letztes Jahr kennengelernt haben, Jim von Ripple, kam nach La Paz, um einen Zahnarzt aufzusuchen. In der Zahnarztpraxis wurde er mit dem Virus infiziert. Nach einer Woche Krankheit fühlte er sich etwas besser und wir konnten sehen, wie er sich auf seinem Boot bewegte. Leider wurde er am nächsten Tag von einer Krankenwagenbesatzung in voller Schutzkleidung, die für den Umgang mit Atommüll geeignet schien, ins Krankenhaus gebracht. Zwei Tage später hörten wir, dass Jim gestorben war. Ich hatte über einen baldigen Termin zur Zahnreinigung nachgedacht. Aufgrund von Jims Erfahrung habe ich beschlossen, dies für eine Weile zu verschieben, da ich es für besser halte, die Folgen von ein bisschen Zahnbelag zu erleiden, als eine tödliche Infektion zu riskieren.

Außerdem hat ein Techniker, der uns mit unserem Pactor-Modem helfen sollte, seinen Termin abgesagt, weil er auf einen Covid-Test wartete, nachdem er mit einer infizierten Person in Kontakt gekommen war. Aufgrund dieser Ereignisse zögerten wir, mehr Zeit in La Paz zu verbringen, als unbedingt erforderlich war.


Hazel und Paul kauften sich ein gebrauchtes Pactor-Modem und kamen vorbei, um das Gerät in unserem System zu testen. Ihr Pactor verhielt sich genauso wie unserer. Daraus schlossen wir, dass das Problem anderswo lag. Zusammen mit Paul suchten wir weiter. Am Ende fanden wir raus, dass unser neues Kommunikationskabel zwischen Pactor und Radio verkehrt herum eingesteckt war. Eigentlich sollte das nicht möglich sein, aber wir mussten das Kabel auf der Rückseite des Radios eher durch Gefühl als durch Sehen einstöpseln. Sobald wir diesen Fehler korrigiert hatten, funktionierten beide Pactor-Modems einwandfrei. Später montierte ich noch eine neue Antenne, einen Draht mit größerem Durchmesser in eine Leine gezogen, direkt vom Tuner bis zur Spitze des Vormastes. Diese hat keine externe Verbindungen und das Vorsegel kann sich an ihr nicht verheddern. Diese Änderung brachte einen Unterschied. Wir müssen nur akzeptieren, dass unser Mast nicht sehr hoch ist wie andere und daher eine Sprachübertragung nicht zu vergleichen ist. Wir waren froh, dass wir keinen Techniker brauchen.

Diese Jahr fiel mein Geburtstag auf einen Sonntag, einem Tag, an dem es eine Regatta in der Bucht von La Paz gab. Wir dachten, eine gute Art zu feiern ist am Rennen teilzunehmen und anschließend im Restaurant zu Abend zu essen. Drei Skipper unserer kleinen Flotte begleiteten mich auf Taiko zum Rennen. Max von Expression, John von Maraki und Hazel von Susimi kamen rechtzeitig um zum Start des Rennens aus dem Hafen zufahren. Leider war die Ankerkette an irgendetwas verhakt und es erwies sich als unmöglich, den Anker anzuheben, um rechtzeitig zur Startlinie zu gelangen. Mit viel Motoreinsatz beim Vorwärts und Rückwärts fahren wurde die Kette letztendlich frei vom Hindernis und der Anker kam an Bord. Diese Verzögerung konnten wir nicht mehr aufholen und waren 15 Minuten zu spät für den Start. Trotzdem hatten wir Spaß beim Segeln mit sehr angenehmen Bedingungen, während der ich das Segeln größtenteils meinen drei erfahrenen Gästen überließ, die niemals zuvor eine Dschunke segelten und sich freuten, die Segel einzustellen und die Arbeit des Riggs zu beobachten. Hazel war an der Pinne, sie ist wahrscheinlich der beste Steuermann, den man bei einer Regatta haben kann. Oder sollte ich lieber Steuerfrau sagen? Trotz des späten Starts gelang es uns, einen Konkurrenten auf der Vor-dem-Wind-Strecke zu überholen. Nach dem der Anker fiel, diesmal an einem anderen Ort, hatten wir eine kleine Cockpitparty an Bord. Nach der Nachricht von Jims Tod waren alle wenig begeistert davon, Essen zu gehen und sich mit der Öffentlichkeit zu vermischen. Nach etwas weniger als 3 Wochen gingen wir vor Anker und verließen La Paz.

Zusammen mit Susimi planten wir zum Festland zu fahren, während Milou und Maraki einige Tage zuvor nach Norden aufgebrochen waren. Wir sind nicht weit gesegelt, da wir noch eine Internetverbindung benötigten, um die Wettervorhersage im Auge zu behalten und zum Ausfüllen und Versenden der Ausnahmegenehmigungsantrag für Französisch-Polynesien abzuschließen. Während wir auf die richtige Vorhersage warteten, säuberten wir das Unterwasserschiff und erneuerten die Wellenanode, die total korrodiert war. Am Rumpf gab es keine Seepocken, aber viel dicken braunen Schleim, der das Zuhause für unzählige klitzekleine Garnelen war. Das Wasser war ziemlich kalt und ich konnte nur eine Seite pro Tag reinigen.

Mit der richtigen Vorhersage machten wir uns auf den Weg zur 100-NM-Ãœberfahrt, aber wie so oft in der Sea von Cortez sahen wir uns einem völlig anderen Szenario gegenüber. Es gab fast keinen Wind. Unser Ziel Topolobambo ist ein großer Hafen mit einer kleinen Einfahrt und wir mussten mit steigendem Wasser einfahren. Wir konnten nicht bummeln und mussten die meiste Zeit den Motor benutzen. Es war eine langweilige, beschissene Reise mit sehr launenhaften Wind, die mich ein bisschen grummelig machte. 

 


Am nächsten Morgen fuhren wir, mit der einer einlaufenden Strömung, mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 7,5 Knoten in den Hafen ein. Wir fanden einen Ankerplatz abseits der Industrie- und Handelsschifffahrt, aber er war immer noch im starken Gezeitenstrom. Am Nachmittag nahm der Wind zu und wehte mit mehr als 30 kn. Wir waren erfreut, nicht auf See zu sein. In dieser Nacht rief Hazel uns über UKW-Radio an und fragte, ob wir unsere Position überprüft hätten. Es war kurz nach Mitternacht und sobald wir ihre Stimme hörten, wussten wir, dass wir mit dem Anker gerutscht sein mussten. Mit dem Tidenwechsel haben wir den Anker ca. 500m über den Grund gezogen, ohne es zu merken. Zum Glück hatte Hazel aufgepasst, als sie zum pinkeln aufgestanden war. Als wir den Anker an Bord gehoben haben, sahen wir, dass sich die Kette um einen der drei Fluegel unseres Bulwagga-Anker gewickelt hatte und dadurch ein Zurücksetzen verhinderte. Was ein Glück wir hatten, dass wir so viel Platz um uns herum hatten. Die Ankerplätze im Hafen von Topolobambo sind nicht sehr Segler freundlich. Es ist immer ein langer Weg zu Rudern und es ist schwierig mit dem Dinghy anzulanden, da es keine Strände oder Schwimmstege gibt, um an Land zu kommen. Nach 2 Tagen Starkwind und unsere Boote mit Industriestaub bedeckt, beschlossen wir, in den Yachthafen zu fahren, um uns auf den mit Spannung erwarteten „Copper Canyon“ Ausflug vorzubereiten.