Wednesday 6 May 2020

Segelmacher Story

eigentlich wollten wir schon Ende Februar unseren Bericht über die Erstellung der Segel erzählen, aber genau genommen ist der Prozess immer noch nicht abgeschlossen. 

Als wir unser Boot in Porte Escondido in der Baja California Sur übernommen haben, hatte es flach geschnittene Segel, die nicht gut gezogen haben. Dies war ein Grund, warum das Schiff sich nur langsam fortbewegte. Wir wussten schon in NZ, dass wir langfristig gewölbte „cambered“ Segel wollten.

Die Marina in Guaymas war ein idealer Platz, dieses Projekt in Angriff zu nehmen. Sie stellten uns einen großen Raum zur Verfügung, indem wir arbeiten konnten.
Schon auf unseren Einkaufstrip in die Staaten haben wir das Material bestellt, dass nach Mexiko in die Marina geliefert werden sollte. Das Material, „Top Gun 9“ ist ein Vinyl beschichtetes Sonnen resistentes Leinen, das sich schon bei Tystie's Segel bewährt hatte. Bei einer Breite von 1,3 m bestellten wir 45 Meter in rot und 23m in Weiß. 

Wir warteten lange auf die Lieferung. Letztendlich erfuhren wir, dass das Paket nicht ausgeliefert werden konnten, weil man in Mexiko eine spezielle Lizenz braucht, um Textilien zu importieren. Da wir dies aber nicht haben, wurde die Sendung kurzerhand wieder zurück geschickt. Wir brauchten Wochen, um eine andere Möglichkeit zu finden, das Material nach Guaymas zu transportieren. Glücklicherweise erfuhren wir von einer Frau, die oft zwischen Tucson und Guaymas mit dem Auto pendelt, Seglern Pakete zuzustellen. Diese Option haben wir mehrmals in Anspruch genommen. und waren jedes Mal sehr glücklich, als wir endlich die Sachen in Empfang nehmen konnten. Auf diesem Wege bekamen wir außer dem Segelmaterial auch die Sailrite, die Salontische und unseren Wassermacher.

Wir studierten die Anleitung, „ a DIY guide to rigging a boat with cambered panel sails“, die wir von der JRA „Jung Rig Association“ Website runter geladen hatten. Das waren schon einige Seiten, die da durchgearbeitet werden mussten.
Wir nahmen verschiedene Messungen vom existierenden Segel vor, z.B. Länge und Abstand der Latten, Länge der Masten, usw.
Dann wagte sich Martin an die Kalkulationen der verschieden Panels/Sektions. 



Hart konzentriert. Der Käpt'n beim Berechnen.


Um die Penels richtig aus dem Material zuschneiden brauchten wir etwas, dass wir als Schablone verwenden konnten. Es musste stabil genug sein und durfte sich nicht verziehen. Es ist nicht so einfach jemanden zu erklären, was man machen möchte, wenn man die Sprache nicht gut genug spricht und die andere Seite keine Ahnung davon hat, was du machen möchtest. Unsere „Jungs“ halfen uns etwas festeres Kartonpapier zu finden. Natürlich war das nicht groß genug und wir klebten die verschieden Blätter aneinander, um die Fläche zu erreichen, die wir benötigten. 



Das Kartonpapier wird zusammengefügt, um die Schablonen zu machen.


Dann konnten wir das erste Panel/Teil aufzeichnen. Doch welch ein Schreck, die Schablone war breiter als 1,3m vom Stoff. Es ging kein Weg daran vorbei wir mussten jede Bahn mit einer weiteren verbinden bevor wir das erste Teil ausschneiden konnten. Damit hatten wir nicht gerechnet. War es doch eine sehr zeitaufwendige Zusatzarbeit, die uns fast eine Woche kostete. Um nicht zu viel „off-cuts “ zu haben, nähten wir die Abschnitte mit der nächsten Bahn zusammen. 



Sektion Schablone auf dem zusammengefügt Stoff, fertig zum markieren und ausschneiden


So wurde eine Sektion nach der anderen ausgeschnitten, gesäumt, markiert und auf die Seite gelegt. Wir können gar nicht in Zahlen ausdrücken, wie viele Meter wir auf Knien durch den Raum gerutscht sind.


Obere Sektionen, eins als Schablone, das andere schon zugeschnitten.


Die oberen beiden Dreiecke waren dann nochmals eine Herausforderung. Uns fehlten die Referenzpunkte. Somit haben wir die Berechnung dann auf geometrische Weise gelöst. Nun waren alle großen Segelsektionen ausgeschnitten und die schwierigste Arbeit fing an. Die batten-pockets, also die Taschen, in denen die Latten liegen, mussten gefertigt werden. Da wir aber nun schon kaum mehr Tuch über hatten, haben wir all die kleinen Reststücke wie ein Puzzle zusammengefügt.



Lattentasche Puzzle mit zwei Latten zur Längenabschätzung. 


Wir wurden ein gutes Team, sowohl mit dem markieren und ausschneiden, wie auch die großen Stoffteile durch die Maschine zu füttern.
Am Anfang waren die Teile noch relative klein, aber mit jeder Sektion wurde es schwerer und schwieriger den Stoff durch die Nähmaschine zu führen. Das ein oder andere Mal sind wir aus der Spur geraten und mussten die Naht wieder auftrennen. Oder es lief gerade so gut und geradeaus und dann war der Faden zu Ende und der Unterfaden musste neu aufgespult werden.
So arbeiteten wir uns langsam vom untersten Panel nach oben. Nachdem 2 Sektionen zusammengefügt waren, wurde auf die Naht die Lattentasche genäht. So wuchs das Segel langsam zusammen. Zu erst nähten wir das etwas kleinere Vorsegel und dann das Hauptsegel.




Renate ist gerade mit einer Naht fertig. An ihrer linken Hand ist das zusammengefügt Material zu erkennen. 


Beim Hauptsegel ist uns dann doch das Material ausgegangen. Uns fehlten noch 3 Lattentaschen. Erneut musste eine Lösung gefunden werden. Mit der Hilfe von einer Marina Mitarbeiterin konnten wir eine Firma in einem anderen Bundesstaat ausfindig machen, die „sunbrella“ Persenning verkauften. Somit bestellten wir gleich genug Material, um auch unseren geplanten Dodger (Wetterschutz für den Eingang ins Boot) herzustellen.
Als alle Teile zusammengefügt waren, wurde das komplette Segel mit Gurtband umnäht. Schlaufen wurden angebracht, um das Segel am den Baum zu befestigen und die Latten zu sichern. Dann bekamen die Segel noch ihren ganz persönlichen Touch. Als Überraschung nähte Renate ein Icon auf das untere Dreieck. Das Segel brauchte einen Taiko. 


  
Fertiges Segel ausgebreitet. Die Wölbung ist an den Lattentasche und am unteren Ende zu erkennen.


Nun begann die Arbeit für Martin. Die Segel wurden an Bord gebracht und die frisch gemalten Latten in die Taschen befestigt. Panel für Panel wurde das Segel am Mast gehisst. Dafür hat Martin ruhiges Wetter abgewartet. Dann konnten alle die Segel am Mast bestaunen.



Der Capt'n betrachtet die Segel kritisch – Foto zeigt auch den Dodger Rahmen mit Template.



Aber der Capt'n war nicht glücklich. Es brauchte eine lange Zeit mit ausprobieren und ein Testsegeln um herauszufinden, wie wir die diagonalen Falten in den Segeln beseitigen können.
Die langen Seiten der Dreieck waren zu lang und ließen die Latten am Ende der Segel zu sehr hängen. Somit mussten die Segel wieder abgenommen werden und wir schnitten ein gutes Stück aus jedem Segel aus. 



Das abgenommene Segel mit dem ausgeschnittenen Teil im unteren Bild


Natürlich mussten wir dann die neue Form anpassen, aber es machte einen ordentlichen Unterschied.

Mittlerweile sind wir so einiges mit den den neuen Segeln gesegelt. Sie ziehen gut und wir machen auch bei leichtem Wind gute Fahrt. Der Capt'n ist immer noch nicht 100% zufrieden und plant am Hauptsegel eine zweite Leine zur Regulierung der Segel anzubringen. Auch am Vorsegel ist er dabei die Blöcke für die Regulierung zu versetzen, um einen besseren Winkel zu bekommen.
Es ist erstaunlich wie viele andere Segler bei uns vorbei kommen und sagen wie beeindruckt sie von unseren Segeln sind und wir gut sie ihnen gefallen. Sie können es dann gar nicht glauben, dass wir sie selbst genäht haben. Aber es macht uns jedes mal ein bisschen Stolz auf unsere Taiko. 



Einlaufen am Ankerplatz von San Everisto


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