Monday 18 November 2019

Erste Eindrücke








Bei unserer Ankunft in Puerto Escondido fanden wir das Boot in sehr gutem Zustand vor. Von allen Booten, die wir bisher hatten, Seabird, Oraka, Tystie und sogar die bewährte Renahara, Taiko ist in der besten Übernahmebedingung. Ihr Interieur ist fast wie neu, es gibt nur wenige Schönheitsfehler, sie ist sauber, ordentlich und Geruchs-neutral. Ebenso ist das Äußere sehr solide mit guter Lackierung auf den Oberseiten und Deck; Deckausrüstung und laufendes Gut sind ebenfalls von hoher Qualität und in gutem Zustand. Die selbst-lenkende Monitor Windfahne ist ein sehr schönes glänzendes Schmuckstück und ein unverzichtbares Ausrüstungsstück für Boote auf Langfahrt. Äußerlich ist Taiko's einziger Mangel ihre grüne Farbe, das schlechte Antifouling (obwohl es sich um einen soliden Rumpf unter der Wasserlinie handelt) und sehr gealterte grüne Segel-Persening.

Unsere erste Nacht an Bord war nicht sehr angenehm. Uns war sehr heiß und wir wurden von Mücken geplagt; der Morgengrauen war eine willkommene Erleichterung. Am nächsten Tag kauften wir in der Stadt Loreto ein, wo wir auch ein spätes Frühstück mit mexikanischem Bier aus der Hausbrauerei genossen. Es war ein sehr angenehmen Restaurant mit gutem Essen und exzellentem Service. Bier zum Frühstück? Warum nicht? Ein kaltes Bier im Schatten mit leckerem mexikanischen Essen ist kaum zu übertreffen. Den Rest des Tages verbrachten wir damit, unsere Einkäufe und persönlichen Gegenstände zu verstauen und herauszufinden, welche Ausrüstung überhaupt an Bord war.


Die nächsten Tage verbrachten wir damit, unsere Möglichkeiten für die Arbeiten am Schiff zu prüfen und die lokale Segler-Gemeinschaft kennen zu lernen. Sie bestand fast ausnahmslos aus Amerikaner. Es stellte sich schnell heraus, dass ein notwendiger Antifoul-Job, den wir nicht selber durchführen durften, sowie eine entspannte Zeit in Marina Puerto Escondido kostspielig würde. Wir beschlossen, nach einer Autoreise mit dem Mietwagen nach La Paz das Boot, so wie es war, ins Wasser zu lassen und unser Glück woanders zu suchen. Dies war ein wenig enttäuschend für uns, weil wir an den Musikabenden an der Bar gute Gesellschaft genossen haben. Es war sehr angenehm, einen anderen Mandolinen-Spieler zusammen mit anderen Musikern zu treffen, die weniger an alten amerikanischen Pop-Stücken interessiert waren. Die Reise nach La Paz war interessant, aber leider kurz. Es war hauptsächlich als Einkaufsbummel gedacht, um Vorräte zu besorgen und Eberhard, einen alten Freund von Renate, zu treffen.

Die verbleibende Zeit in der Marina verbrachte man damit, Lebensmittel zu verstauen, Wassertanks zu füllen, Systeme zu überprüfen und Segel hochzuziehen. Wir wollten so schnell wie möglich diesem teuren Platz entkommen.

Wie auf dem Foto oben zu sehen ist, müssen die Segel ein wenig optimiert werden. Die erste Latte nach der Rahe, die nach vorne gerutscht war und die Falte am oberen Ende des Großsegels erzeugt hatte, konnte leicht behoben werden. Später haben wir das Vorsegel erfolgreich mit oberen und unteren Leinen versehen, um die Verdrehung besser kontrollieren zu können. Gerne hätten wir das Selbe auch mit dem Hauptsegel gemacht, aber noch fehlen die Hilfsmittel, um dies einfach zu erledigen.
Inzwischen säuberte Renate, die sich eine ordentliche Grippe auf einen der Flüge eingefangen hatte, das enge Lazarett, das mit verschüttetem Motoröl aus zerbrochenen Behältern versaut war und brachte alles in die Stauräume des Cockpits unter. Meine Körpergröße und meine Klaustrophobie halten mich davon ab, solche Aufgaben zu übernehmen. Unseren letzten Morgen verbrachten wir damit, zum sogenannten Canyon Tabor zu wandern. Spektakuläre Landschaften, die aufgrund der hohen Tagestemperaturen am besten so früh wie möglich nach Sonnenaufgang begonnen werden.


Da wir kein Beiboot hatten, mussten wir länger in der Marina bleiben, als wir es uns gewünscht hätten. Endlich segelten wir am 3. Oktober glücklich aus dem geschützten Hafen von Puerto Escondido. Wir wollten den Golf von Kalifornien überqueren mir dem Ziel San Carlos / Guaymas. Auf unserer langsamen Fahrt in den Nordosten herrschten leichte Gegenwinde vor. Für die komplette 150-Meilen-Fahrt waren etwa zehn Stunden Motorlauf  erforderlich. Als wir für unseren ersten Zwischenstopp mit leichter Nordosten Priese nach Luv segelten, kamen wir um 1800 Uhr in Puerto Ballandra an, einer wunderschönen Hufeisenbucht. Wir dachten, dies sei etwas ganz Besonderes, bis die Mücken, kleine "No See'ems" über uns herfielen.. Es war eine sehr heiße, juckende und unangenehme Nacht. Am nächsten Tag sahen wir aus, als hätten wir beide die Masern.

 Gerne wieder unterwegs.
Die nächste Station war eine weitere schöne Bucht namens Caleta de San Juanico. Dieses Mal haben wir darauf geachtet, nicht zu nahe am Ufer zu ankern, um nicht von Insekten geplagt zu werden. Nachmittags sprangen wir ins Wasser und hatten einen abkühlendes Bad, indem wir um das Boot schwammen. Das beruhigte unsere warme klebrige Haut und wir genossen eine heiße, aber relativ angenehme Nacht. Der folgende Tag verlief ähnlich, wieder mussten wir gegen leichten Wind vorwärts kommen, um den nächsten Ankerplatz zu erreichen.  Dieser Ankerplatz, Bahia Coyote in Bahia Concepcion, war wunderschön und wir waren etwas unglücklich, dass wir kein Beiboot hatten, um an Land zu rudern. Die Wettervorhersage für den folgenden Tag versprach starke Nordwestwinde bis zu 35 Knoten. Da wir beide das Gefühl hatten, mit dem Boot nicht 100% vertraut zu sein und Vorsicht  besser als Nachsicht ist, entschieden wir, abzuwarten, bis der Wind etwas nachlässt. Am 7. Oktober setzen wir die Segel nach San Carlos, 100 Meilen entfernt, auf der anderen Seite an der Nordostküste des Golfs von Kalifornien. Wir erwarten eine gute Überfahrt bei 15 bis 20 Knoten NW-Wind. Ha! Was wir bekamen, waren 5 bis 10 Knoten aus dem Norden. Mit viel Segel trimmen konnten wir das Boot die ganze Nacht über dicht bei etwa 3 Knoten laufen lassen. Am 8. Oktober um 11.00 Uhr legten wir in die Marina von San Carlos an. Hier sollten wir für ein paar ein Nächte bleiben, während wir über unsere weiteren Werdegang nachdachten. Wir brauchten dringend ein Dinghy. So machten wir uns daran, Möglichkeiten zur Behebung des Problems zu suchen. Und das in einem Land, in dem es schwierig sein kann, materielle Ressourcen zu beschaffen. Wie schwierig es ist, werden wir noch herauszufinden.

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