Sunday, 14 February 2021

Alle guten Dinge sind drei

 

Taiko bei Nacht in Guaymas

Kurz vor Weihnachten war es endlich an der Zeit, Guaymas zu verlassen und auf die andere Seite der Sea of Cortez nach Santa Rosalia zu segeln, wo wir uns mit Hazel und Paul von Susimi treffen wollten. Wie so oft beim Segeln liefen die Dinge aber nicht genau nach Plan. Wir verließen die Marina Fonatur, Guaymas, und machten uns auf den Weg zur Hafenmündung, um für eine Nacht und die meisten Stunden des nächsten Tages vor Anker zu liegen, um auszuruhen und alles richtig zu verstauen und das Boot für eine Nachtfahrt übers offenen Meer vorzubereiten.
Am nächsten Nachmittag starteten wir gegen 16 Uhr bei leichtem Wind und segelten nach Cape Hoba, das den Eingang zur großen Guaymas-Bucht markiert. Von da an ist es offenes Wasser, ohne weiteren Schutz vom Land. Die Wettervorhersage versprach NW um 20 kn. Jeder, der schon mal in der Sea of Cortez gesegelt ist, weiß, wie unangenehm die steilen Wellen mit ihrem kurzen Zyklus sein können, speziell, wenn Strömung und Wind gegeneinander stehen. Die vom Wind gegen die Strömung erzeugte See wird von altgedienten Seglern hier in der Gegend als Box-Wellen bezeichnet. An diesem Nachmittag gab es eine nord-ziehende Strömung gegen den Nordwestwind. Wir hatten daran nicht gedacht und sind davon ausgegangen, dass wir auf einem direkten Kurs von 250° bei komfortablen achterlichen Winden dahingleiten könnten. Wie falsch sollten wir sein? Die Windrichtung war WNW und der beste Kurs, den wir anlegen konnten, war 235T. Der konfuse Seegang machte es schwierig und unangenehm unsere Geschwindigkeit und unseren Kurs beizubehalten, jede dritten Welle stoppte das Boot mit einem unvermeidlichen Sturz in die Welle und Taiko musste sich wieder aufrappeln, um in Gang zu kommen. Es war nicht angenehm.

Außerdem haben wir festgestellt, dass die an der Pinne installierten Curryklemmen die Kontrollleinen der Monitor-Windfahne nicht gut genug halten. Bei den harten Wellenschlägen auf das Ruder, vibrierten die Leinen und lockerten sich in der Curryklemme und sprangen schließlich vollständig heraus, was das Boot aus dem Kurs laufen lies. Wir machten eine Wende in nördliche Richtung, um etwas komfortabler voranzukommen. In 8 Stunden hatten wir nur 13 Meilen gut gemacht, das ist so gut wie kein Vorankommen in Richtung unseres Ziels. Plötzlich starb der Wind und wir bewegten uns überhaupt nicht mehr. Wir starteten die Maschine und motorten für eine Weile. Es war meine Wache und als ich den Batteriemonitor überprüfte, stellte ich fest, dass die Hochleistungs-Balmar-Lichtmaschine, die wir neu eingebaut hatten, die Batterien nicht auflud. Da wir viel näher von unserem vorherigen Ankerplatz entfernt war, als zu unserem Ziel, beschloss ich, zurück zu unserem Ausgangspunkt zu segeln. Der Wind nahm wieder zu und wir erreichten mit rasender Geschwindigkeit die Bucht bei Guaymas. Trotzdem ließ ich den Motor laufen, aus Angst, ihn beim Ankern in der Dunkelheit nicht neu starten zu können. Um 4 Uhr morgens fiel der Anker an derselben Stelle, die wir 12 Stunden zuvor verlassen hatten. Was für eine Frustration.


Ratlosigkeit am Motor


Am nächsten Morgen, müde und mürrisch, habe ich, nachdem ich versucht hatte, den Grund zu finden, warum die Batterien nicht aufgeladen wurden, die Lichtmaschine wieder auf das alte System wieder auf das alte (wie im vorherigen Blog erwähnt) umgestellt. Die Ursache, warum die neue Lichtmaschine nicht laden wollte, blieb trotz meiner gründlichen Durchsicht der entsprechenden Handbücher bis jetzt unentdeckt.
Ich hatte mehr Erfolg mit der Pinne. Zwei weitere Curry-Klemmen, die vertikal an der Pinne angebracht waren, halten nun die Steuerseile und sie rutschen jetzt nicht mehr aus.
Am selben Abend machten wir uns erneut auf den Weg, um den Golf zu überqueren. Wir hatten wieder ein schönes Segeln bis Cabo Hoba, aber sobald wir jeglichen Landschutz verloren hatten, hatten wir die gleichen, bzw. noch schlechtere Bedingungen als in der Nacht zuvor. Renate und ich sahen uns an und fragten uns, ob wir wirklich weitermachen wollten. Wir beschlossen, die Mission abzubrechen und drehten uns wieder um. Wir waren beide noch müde von der Nacht zuvor und fühlten uns sehr kalt. Da wir den Kurs nicht anlegen konnten, wären wir viel länger als geplant auf der Überfahrt. Wir waren der Meinung, dass wir das nicht brauchen und es nicht nötig ist, eine herausfordernde Passage auf biegen und brechen zu machen, also drehten wir um und ankerten kurz vor dem Abendessen wieder auf dem gleichen Platz. Die Wettervorhersage versprach eine Veränderung in zwei Tagen.

Nach einer guten Nachtruhe fühlten wir uns beide so viel besser. Wir sprachen darüber, was das Segeln in der Sea of Cortez so besonderen und ungewöhnlich macht und welche Möglichkeiten wir für eine komfortable Überfahrt haben. Wir dachten, wenn wir weiter nach Norden segeln, wäre der Winkel zum Wind einfacher für uns.
Diesmal starteten wir am späten Morgen und segelten um Cabo Hoba mit der Absicht, etwas weiter Norden zu kommen. Bei Tageslicht war es viel einfacher, den Seegang zu sehen und einzuschätzen, sowie das Setzen der Segeln und die Einstellung der Windfahnen in Tageslicht ermöglichte ein komfortableres Segel. Die Sonne wärmte uns und wir segelten gut, trotz der steilen See und einem Kurs von 235 Grad; deshalb beschlossen wir, weiter in Richtung Santa Rosalia zu segeln und gaben die Idee, nach Norden zu fahren auf. Später drehte der Wind leicht nach Norden und wir konnten die Passage mit nur fünf Wenden, drei lange und zwei kurze, abzuschließen. Als wir um 10:00 Uhr morgends in Santa Rosalia ankamen, zeigte unser I-Pad, dass wir in 25 Stunden 109 NM gesegelt waren, um 81 NM Luftlinie zu überwinden. Wir denken, dass war ein ziemlich guter Lauf für einen „Hart am Wind Kurs“. In der Tat sind wir mit der Leistung des Bootes, mit der guten Geschwindigkeit bei so einem Kurs zufrieden, obwohl es einige Zeit gedauert hat, bis ich die Windfahne an die See- und Windbedingungen angepasst hatte, um den Luvgierigkeit des Bootes auszugleichen. Als das getan war, war der Unterschied bemerkenswert und wir erreichte eine Geschwindigkeit bis zu 6 Knoten. Wir haben herausgefunden, dass das Boot hart gefahren werden muss, um durch die steilen Wellen zu kommen, was es notwendig machte, mehr Segel zu setzen, als wir wirklich mochten. Die Folge war ein größerer Kränkung als gewöhnlich, wodurch viel Salznebel nach achtern kam und das Boot total salzig machte.

Nachdem wir in der in der Hitze des Sommers größtenteils in leichtem Wind gesegelt waren, war das Segeln in 25 kt Hart am Wind eine gute Übung für Schiff und Besatzung. Unter den Dingen, die wir verändern müssen, waren 1) die Vorsailrah, die Pinne und der Komfort der Besatzung. Die Vorsailrah hatte einen Haarriss, der vom Anschlagpunkt bis zu etwa einem Drittel des Weges entlang der Länge verlief. Dies hatte ich schon vor ungefähr einem Jahr bemerkt, aber für belanglos gehalten. Ich lag falsch. 2) Unter den harten Bedingungen stellten wir fest, dass sich die Pinne zwischen dem Ruderschaft und dem Befestigungspunkt für die Windfahnensteuerleinen alarmierend etwas verbiegt. Es scheint, dass ich Verstärkungen an die Seiten der Pinne laminieren muss, um sie zu versteifen. 3) Es ist jedes Mal irritierend, den trockenen und relativ warmen Niedergang verlassen zu müssen, um die Steuerleinen der Windfahnen einzustellen. Wir haben beschlossen, dies zu beheben.


Segeln in den Sonnenuntergang


Nachdem wir am Dock in Santa Rosalia Marina festgemacht, gefrühstückt, geduscht und ausrreichend geschlafen hatten, besuchten wir das Büro des Yachthafens für den Papierkram. Dann waschten wir das getrocknete Salz, das das Boot bedeckte, ab. Und schon war der Tag vorbei, also aßen wir ein frühes Abendessen und zogen uns bald danach ins Bett zurück.
Am nächsten Morgen kam „Susimi“ sehr früh in der Marina an, es war Hazels Geburtstag und wir luden sie zu einem schönen herzhaften Frühstück mit hausgemachtem deutschem Brot ein. Während sie zum Boot zurückkehrten, um zu schlafen, zogen wir unsere Masken an und gingen in die Stadt, um die Einwanderungsbehörde zu besuchen und unsere abgelaufenen Visa zu erneuern. Vor 6 Monate wurden unsere humanitären Visum hier ausgestellt und wir waren sicher, dass sie sich an uns erinnern und uns bei einer Verlängerung helfen würden. Mit dieser Erwartung klopften wir an die Tür und traten ein, aber wir wurden eines Besseren belehrt. Das humanitäre Visum ist eine einmalige Genehmigung. Sie sagten uns eindeutig (kein O-Ton), dass wir 180 Tage Zeit hatten, „to get our shit together" um unsere Sache zu regeln, und dass wir das Land weder verlassen noch etwas anderes unternommen hatten, um unsere Situation zu lösen. Alle unsere Argumente fielen auf taube Ohren; Die Grenzen sind immer noch geschlossen, niemand hat gedacht, dass die Pandemie so lange anhalten würde, es gab keine anderen Orte, an die man gehen könnte, das Boot ist unser Zuhause und es gibt Zyklonsaisonen auf der Nord- und Südhalbkugel, die berücksichtigt werden müssen... Nichts zählte. Renates anstrengendes Plädoyer setzte sich beim Einwanderungspersonal nicht durch, so dass es anscheinend keine andere Möglichkeit gibt, als das Land zu verlassen und es erneut zu betreten. ???

Von der Baja-Seite des Golfs, auf der wir nun waren, müssten wir 1000 km nach Tijuana oder Mexicali fahren, um ein neues Visa zu erhalten. Beide Städte haben eine sehr hohe Anzahl von Covid-Infektionen. Die Entfernungen sind zu groß, um an einem Tag hin und zurück zu kommen, was eine Übernachtung erforderlich machen würde. Darüber hinaus waren wir in der Zeit der Covid nicht bereit, eine Busverbindung zu nutzen, und in Santa Rosalia sind keine Mietwagen verfügbar. Wir erfuhren, dass die nächste Autovermietung weitere 100 km südlich in Loreto liegen würde. Von Guaymas auf dem Festland ist die Grenze zwischen den USA und Mexiko nur 500 km entfernt, und die Einwanderungsbehörde in Nogales liegt 21 km südlich der Grenze. Das kam mir immer seltsam vor, niemand würde sich trauen, 21 m nach Neuseeland einzureisen, ohne vorher ein Beamten der Einwanderbehoerde zu sehen. Es stellte sich heraus, dass die einfachste und sicherste Vorgehensweise darin bestand, nach Guaymas zurückzukehren, ein Auto zu mieten und nach Nogales zu fahren, um unsere Visa zu erneuern. Wir beschlossen, das Visum für kurze Zeit zu vergessen und unsere Zeit mit Freunden in Santa Rosalia zu genießen.

Santa Rosalia ist eine schöne Stadt und wir haben die Gesellschaft in der Marina genossen. Wir hatten z.B. einen schönen Spaziergang den Hügel hinauf zum Friedhof, um einen herrlichen Blick über den Hafen und die Stadt zu haben. Wir besuchten erneut die köstliche Eisdiele und aßen auch Sushi in einem ziemlich guten Restaurant, das sich mit der Zubereitung und Präsentation auskannte.



Die wenigen Bootsbesatzungen, die in der Marina waren, organisierten eine Weihnachtsfeier mit vorbestellten Brathähnchen- und selbstgemachten Salaten und Beilagen. Alle hatten einen sehr angenehmen Abend.






An Bord gab es noch einige Arbeiten zu erledigen. Am Heiligabend stellten wir fest, dass die Rah am Vorsegel (wie oben schon erwähnt) gebrochen war. Der Riss im Holz, den ich als belanglos angesehen hatte, hatte sich zu einem langen Spalt geöffnet, der die Rah fast in zwei Teile trennte. Das Vorsegel hatte tapfer unter den lebhaften Bedingungen durchgehalten, während die Rah nur von den Segeltauwerk zusammengehalten wurde. Der Zustand wird von uns mehrere Tage lang nicht bemerkt. Die Reparatur war unkompliziert. Mit dem Segelbündel noch am Mast löste ich die Rah und machte mich an die Reparatur. Ich ließ leicht eingedicktes Epoxidharz den Spalt im Holz hinunterlaufen und klemmte das Holz zusammen. Als nächstes wurde ein Glasfaserverband auf das mittlere Drittel der Rah aufgebracht und gründlich mit Epoxidharz benetzt. Nach 3 Tagen Kleben, Verkleiden, Schleifen und Streichen war die Rah bereit, auf dem Vorsegel wieder seinen Platz einzunehmen. Dies ist eines der positiven Dinge an einem Junk-Rig. Es ist relativ einfach mit Holz, Kleber und Tauwerk zu reparieren. Es erfordert weder teure Edelstahl- oder Aluminiumbeschläge noch teure Handwerker-Arbeitslohn, um sie zu warten oder zu reparieren.



gebrochene Vorsegel Rah

In Guaymas malte Renate die Kabinensohle, die normalerweise mit Teppich bedeckt ist, weiß. Es sah danach sehr hübsch aus, stellte sich aber als unpraktisch heraus, denn nun rutschte der Teppich unter unteren Füße und gab keinen Halt, als Taiko sich leicht auf die Seite lehnte. Wir brauchten etwas, um das zu stoppen. Wir haben über rutschfeste Matten oder sogar eine andere Art von Bodenbelag nachgedacht, wollten aber nicht an eine Marina gebunden sein, mit der Unsicherheit, ob oder wann bestelltes Material aus den USA ankommen würde. Glücklicherweise fanden wir, dank Hazel on Susim,i eine einfache Lösung. Sie gab uns etwas rutschfeste Granulat, das wir unserer Farbe hinzufügen konnten. An einem Nachmittag hatte Renate den Boden mit dem rutschfesten Körnchen neu gestrichen, was einen großen Unterschied machte. Jetzt gleitet der Teppich nicht mehr unter Ihren Füßen weg.



Frisch gemalter Salonboden


Am Silvesterabend verließen wir den Yachthafen und fuhren zurück nach Guaymas, um ein Auto zu mieten und unser Visum zu erneuern. Wir sind mit vielen Hoffnungen und Sorgen ins neue Jahr gesegelt, was uns die Zukunft in diesen seltsamen Zeiten von Covid bringen wird. Wir sind sicher, dass es vielen andere Menschen genauso geht.

Es gibt viele in der Seglerszene in weitaus schlimmeren Umständen als wir, die z.B. in einem Zyklonbereich stecken und / oder durch Notverordnung von ihren Bootenzwangs isoliert wurden oder wegen den Reisebeschränkungen nicht auf ihr Boot zurück können.  




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