Mittlerweile sind wir in der Bahia de Los Angelas. Hier gibt es unter anderem ein „Hurrikan Hole“ in Puerto Don Joan und aus Sicherheitsgründen haben wir uns entschieden, etwas mehr Zeit in dieser Gegend zu verbringen. Während ich das hier schreibe, sagt die Wettervorhersage, dass sich eine tropische Störung zu einem Zyklon formt und Landfall an der südlichen Spitze der Baja California erwartet wird. Wir hoffen inbrünstig, dass er nicht den Weg in die Sea of Cortez findet.
Bahia de Los Angelas
Die meisten Yachten, mit amerikanischer Besatzung segeln schneller die weiteren 150 NM nach Puerto Penasco, dem nördlichsten Punkt der Sea of Cortez, weil sie über die Grenze in die USA reisen und somit die heißen Monate der Baja entfliehen können. Dies gibt ihnen die Möglichkeit, mit Familie, Freunden oder Jobs in Kontakt zu bleiben, während wir in der Hitze brühten. Es ist erstaunlich wie sehr die Wärme einen lähmt. Morgens um 6:30 sind die Temperaturen im Schiff schon um die 30`C. Über Tag steigen sie dann bis 37`C im Schatten an und es braucht eine Weile, bis die stehende Luft dann soweit unten ist, dass man einigermaßen schlafen kann. Schatten ist unabdingbar. Unser Cockpit fühlt überladen mit all dem Sonnensegeln, die wir aufgespannt haben, aber es ist unerlässlich, um uns vor der Sonne zu schützen. Selbst beim Segeln lassen wir sie gespannt, etwas, was ich nie in Neuseeland machen würde. Ein, von der Sonne, ungeschütztes Cockpit ist ein brutaler Härtetest hier in Mexiko. Man kann gar nicht schnell genug das Wasser ins sich rein schütten, wie es aus den Poren wieder heraus kommt. Und an der Farbe des Urins können wir sehen, dass wir noch mehr trinken müssen. Wir sind so dankbar über unseren Wassermacher, der uns mit ausreichend mit gutem Trinkwasser versorgt. Aber auch mit Wasser, um uns den Schweiß vom Körper und aus unsere Klamotten ab-/aus zuwaschen. Außerdem ist es beruhigend, unsere Segel-Pläne nicht von der Beschaffung von Wasser abhängig oder bestimmen zu lassen.
Über Funk bekommen wir Nachricht, dass „Indy“ auf dem Weg nach Puerto Penasco uns ein Päckchen als Schatzsuche auf dem erloschenen Vulkan Coronado hinterlassen hat. Wir segeln nach Isla Coronado, eine der Inseln, in der Bahia de los Angelas.
Taiko ankert vor dem Vulkan von Isla Coronado
Am nächsten Morgen in aller Frühe nehmen wir die fast 500 Höhenmeter in Angriff. Beladen mit extra Wasser geht es erst entlang einer Moräne und dann auf einer Falte entlang steil nach oben. Der Pfad mit seinen losen Gestein macht den Anstieg speziell im letzten Drittel schwierig und anstrengend. Besonders bei mir, mit meinen 85kg, schien jeder Schritt einen Erdrutsch auszulösen, während das Leichtgewicht Renate mit ihren 52kg dem Problem nicht so ausgesetzt war.
Die Steinhaufen (cairn) als Wegweiser sind hart zu finden. (Auf dem Rückweg errichten wir den ein oder anderen zusätzlichen entlang des Weges.) Doch oben am Plateau angekommen, finden wir den kleinen Cairn neben dem extra großen und dort ist unser kleiner Schatz begraben. Schnell ist er aus gebuddelt und der Brief mit Danksagung und guten Wünschen gelesen. Es war eine ideenreiche lustige Art, uns unsere ausgeliehen Sachen zurück zu geben.
Schatzsuche
Auf den letzten Metern zum Krater ziehen Wolken auf und strömen über den Gipfel des Vulkans. Wir sind dankbar, dass die Sonne nicht mehr so brennt und wir uns etwas erholen können. Leider haben die Wolken auch uns auch die Sicht geklaut und die hoch gepriesene Aussicht bleibt uns verborgen. Nach einer halben Stunde Wartezeit entschieden wir uns für den Abstieg. Glücklich über unsere Schatzsuche und völlig geschafft kommen wir zurück an Bord. Der Berg bleibt an diesem Tag bis in den Nachmittag in Wolken.
Uns gefällt der Ankerplatz und wir blieben für eine Woche dort. Er ist nicht nur durch die Vulkaninsel von Ost und Süd geschützt, durch die Insel Mitlan ist auch ein Schutz von Westen gegeben. Der schmale Kanal ist allerdings dem normalen Gezeitenstrom ausgesetzt, der, je weiter man im Norden der Baja ist, stetig zu nimmt. Mit jedem Tidenwechsel drehte sich unsere Ankerkette und später hatte unsere Ankerwinde Schwierigkeiten die verdrehte Kette raufzuholen.
Unsere Schnorchel-Trips planten wir mit der Strömung und unser Dinghy hinterher ziehend. Wir sahen viele Fische, aber das Wasser war selten klar.
Susimi kam auf einen Stopp auf dem Weg nach Puerto Penasco. Für unser gemeinsames Abendessen ruderte ich, als weltbester Capt'n, meine kleine Hexe mit unserem Dinghy entlang der Küste, während sie die Schleppangel handhabt. Es dauert keine 5 Minuten und wir hatten den ersten Anbiss. Leider haben wir den Fisch verloren, aber der nächste war ein kleiner „Cabrilla“, wie die Mexikaner diesen Fisch nennen. Es musste aber noch ein Zweiter her, denn das war nicht genug für 4 Personen. Ich ruderte nochmals zu den Strudel, denn ich war sicher, dass wir dort noch einen Fisch bekommen werden. Wir brauchten nicht lange warten, da war der Anbiss. Der Fisch zog recht kräftig an der kleinen Teleskopangel und Renate hatte Probleme, die Schnur einzuholen. Die Sitzposition war auch nicht die Richtige und als sie den Fisch fast im Dinghy hatte, legte sie die Angel auf, statt senkrecht zu halten. Somit brach sie in der Mitte durch. Wir fingen einen kleinen Yellow Tail, was uns genug für eine sehr leckere Mahlzeit für vier gab, aber es war auch das Ende unserer Schleppangel. Glücklicherweise haben wir gerade heute eine ausgediente Angelrute geschenkt bekommen und können unser Angelglück wieder versuchen.
mit der Schleppangel rudernder Weise gefangen
Am Fuße des Vulkans ist eine kleine Lagune, die wir mit dem Dinghy auskundschaftet haben. Neuseeland Immobilienhaie würde hier bestimmt eine Marina bauen wollen, aber in Mexiko ticken die Uhren anders. Fischermänner benutzten sie manchmal als Lager und in einer Ecke ist ein halbes Stein-Iglu erbaut, um ein windgeschütztes Feuer zu entfachen. In dieser Feuerstelle haben andere Segler all den Plastikabfall, den man am Ufer findet gesammelt.
Es gab sogar 2 Plastikkisten. Eine davon hat Renate sich gleich unter den Nagel gerissen und ist damit am steinigen Strand entlang gelaufen und hat allen Abfall aufgesammelt. In 10 Minuten hatte sie die Kiste 2x gefüllt. Plastikabfall ist auch hier in Mexiko ein großes Problem. Streunernde Hunde, Vögel oder der Wind verhelfen dem Müll sich übers Meer auszubreiten, aber oft lassen die sorglosen Mexikaner ihren Abfall in den Lagern und das nächste Hochwasser nimmt einen Teil mit sich.
Auf einer anderen Wanderung auf einer Insel in der Bahia de los Angelas haben wir an einem Strand die Illegal gefangen, geschlachteten und weggeworfenen Kadaver des Totoaba Fisch gefunden. Sie werden wegen ihrer Schwimmblase getötet, die dann auf dunkle Wege in China auf den Medizinmärkten auftauchen.
Illegally caught Totoaba - discarded Totoaba carcases for the Chinese medicine market.
Wer mehr über die Praxis des illegalen Totoaba Handels lernen möchte, empfehlen wir die Dokumentation mit dem Titel: Sea of Shadows!
Aber die Sea of Cortez, im speziellen die Bahia de los Angelas hat auch ihre faszinierende Seite.
Es ist eine Gegend, wo sich die Walhaie gerne aufhalten. So haben wir einen direkt neben unserem Dinghy gesehen. Wir hoffen, dass wir noch mehr Möglichkeiten haben werden, diese fantastischen Kreaturen beobachten zu können.
Walhai, das Maul direkt hinter unserem Dinghy,
dann die Rückenfinne und anschließend die Flosse.