Der Hauptgrund für die Fahrt nach Topolobambo war die
relative Nähe der Stadt zur Eisenbahnlinie zum Barranca del Cobre
(Kupferschlucht) und der sichere Yachthafen, in dem das Boot während
des Landausflugs gelassen werden konnte. Wir planten diese Reise
zusammen mit Hazel und Paul, der Crew von Susimi, um einige Kosten zu
teilen. Wir hatten gehört, dass die touristischen Aktivitäten
während der Pandemie enorm rückläufig waren und dass deshalb
weniger Menschen in der Gegend sein würden.
Die Zugfahrt zur
Kupferschlucht/Copper Canyon ist eine der Attraktionen Mexikos, die
man einfach gesehen haben muss. Als Renate vor 20 Jahren in Mexiko
war, verpasste sie dies und weigerte sich daher, Mexiko dieses Mal
ohne eine Reise zum berühmten Copper Canyon zu verlassen.
Nachdem
wir, vor Anker, auf das Nachlassen des starke Wind gewartet hatten,
fuhren wir mit beiden Booten in die kleine Marina in einem
Seitenkanal dieses riesigen Handelshafens ein. Hier bereiteten wir
sie darauf vor, für die acht Tage, die wir unterwegs sein würden,
unbeaufsichtigt zu bleiben. Wir stiegen in einen Bus und fuhren nach
Los Mochis. Dies ist eine Stadt mit viel Verkehr, Banken, Geschäften,
dem Botanischen Garten und dem Hauptsitz des Bahngesellschaft der
„Ferrocarril“-Bahn.
Nachdem wir durch Los Mochis bummelten und den Botanischen Garten besucht hatten, versorgten wir uns mit Bargeld und Essen und nahmen den nächsten Bus nach El Fuerte. Wir hatten hier im voraus ein Hotel gebucht und checkten am späten Nachmittag ein.
Der
Name dieser malerischen kleinen Stadt auf deutsch ist "das
Kastell", das aus seiner frühen spanischen Kolonialgeschichte
stammt. Es war ein sehr interessanter Ort zum Erkunden. Die moderne
Nachbildung des Forts enthielt einige sehr alte Exponate der lokalen
Ureinwohner sowie spanische Artefakte aus dem 17. Jahrhundert. Nach
einem Spaziergang entlang des Flusses wurde das Abendessen zu sehr
vernünftigen Kosten in einem Hotelrestaurant genossen. Das Essen war
köstlich, das Ambiente und der Service waren hervorragend, ein
richtiger Hochgenuss.
Nach einer erholsamen
Nacht und einem herzhaften Frühstück mit Huevos Rancheros nahmen
wir ein Taxi zum Bahnhof. Die Mehrheit der Leute, die am Bahnhof in
den Zug stiegen, waren in der ersten Klasse unterwegs. In unserem
Wagon gab es viel Platz, den wir vier mit nur acht anderen
Passagieren teilten.
Während
der 7-stündigen Zugfahrt hatten wir fantastische Ausblicke und
machten unglaublich viele Fotos. Leider sind unzählige von ihnen
aufgrund der Spiegelung im Fensterglas oder der Bewegung des Zuges
nicht besonders gut geworden. Der Copper Canyon (eine Fehlbezeichnung
der Spanier, die zunächst dachten, die grüne Flechten seien Kupfer)
ist ein Labyrinth von 7 Schluchten (mindestens 1300 m tief) mit einer
viermal größeren Fläche als der Grand Canyon in Arizona.
Der Zug muss vom Meeresspiegel bis auf 2400 m Höhe
steigen. Diese 656 km lange Eisenbahnstrecke ist vielleicht eine der
größten Ingenieurleistungen Mexikos. Diese Strecke umfasst 37
Brücken, 86 Tunnel und es dauerte mehr als 60 Jahre, bis sie
fertiggestellt wurde. Sie wurde schließlich 1961 eröffnet. Die
wirtschaftlichen und politischen Gründe für ihren Bau sind für uns
schwer nachzuvollziehen .
Creel war die Station, an der wir aus dem „El Chape“ aussteigen mussten. Hazel hatte für 3 Nächte ein airbnb für uns gebucht. Wir mussten nur den Ort finden, was leichter gesagt als getan war. Glücklicherweise waren wir aufgrund der guten Spanischkenntnisse von Hazel und dem Telefonat mit dem Vermieter schnell auf dem richtigen Weg.
Unter den vielen Leuten, die beim Einfahren des Zuges lautstark
ihre geschäftlichen Dienstleistungen ankündigten, trafen wir einen
Herrn, der uns bei der Wegbeschreibung half und versuchte, uns
unaufdringlich für seine verschiedenen touristischen Touren zu
interessieren. Wir mochten seine Art und fragten ihn deshalb, ob er
jemanden kennt, der Reiten in der Gegend anbietet. Er antwortete
natürlich, dass er Pferde mit einem Führer besorgen könne. Er gab
uns eine Broschüre mit seiner Telefonnummer und Informationen zu
verschiedenen Touren, die er anbot. Wir waren unverbindlich und
sagten ihm, wir würden uns melden, wenn wir seine Dienste in
Anspruch nehmen wollen.
Unsere Unterkunft erwies
sich als sauber und komfortabel, hatte eine einfache Küche und zwei
Holzöfen. Es war bereits später am Tag und wir uns kurz eingelebt
hatten, trieb uns der Hunger in die Stadt, um nach einem geeigneten
Ort zum Essen zu suchen. Nachdem wir unseren Appetit gestillt hatten,
studierten wir die Broschüre des Reiseveranstalters und verglichen
sie mit unseren Plänen. Renate und ich bevorzugten einen Ausritt,
während Hazel und Paul es vorzogen, die Dinge auf eigenen Füßen zu
erkunden. Somit riefen wir den Reiseveranstalter an, der versprach,
Pferde für uns beide zu organisieren und uns am nächsten Morgen von
unserer Unterkunft abzuholen.
Der Mann war so gut wie sein Wort, wir wurden pünktlich abgeholt, um zu einigen rudimentären Ställen gebracht. Die Pferde waren in gutem Zustand, waren sehr willig und hatten eine gute Gangart. Was ein Kontrast zu unserer letzten Maultier-Reit-Expedition. Wir machten uns mit unserem Führer, einem jungen Burschen im Alter von 14 Jahren und seinem Rudel von vier ungehorsamen Hunden auf den Weg. Unterwegs machten sich die unbändigen Hunde sofort daran, jedes unglückliche Vieh, das sie sahen, zu belästigen. Niemand schien sich daran zu stören, am allerwenigsten unser junger Führer. Wir versuchten ihm zu erklären, dass die Landwirte in Neuseeland von solch einem Verhalten von Vierbeinern nicht begeistert wären und dass dies wahrscheinlich zu einer summarischen Hinrichtung der Täter durch einen wütenden Farmer führen würde. Der Junge sprach ein stark regional akzentuiertes Spanisch, das für Renate fast unverständlich war, und wir mühten uns ab, ihm diesen Aspekt zu vermitteln.
Wir kamen an spektakulären Felsformationen vorbei und
ritten durch das Land der einheimischen Tarahumara, die in primitiven
Unterkünften und manchmal traditionell in großen Höhlen leben.
Ihre Häuser sind weit außerhalb der Stadt, ohne irgendwelche
Straßen, und sie gehen meistens zu Fuß, wo immer sie auch hin
müssen. Wir ritten durch das Tal der Pilze und das Tal der Frösche,
so benannt nach der Form ihrer Felsformationen.
Unsere Route war größtenteils im Reservat
der Tarahumara, indem sich unser junger Führer verirrte und die oben
abgebildete Frau nach dem Weg fragen musste. Anweisungen erhalten,
führten wir die Pferde durch einen kleinen Wald ins Tal der Mönche.
Der Name "Tal der Mönche" wurde von den Spaniern
verwendet, um den Tarahumara-Namen "Steife Penisse" zu
löschen. Ich hätte mir nie vorgestellt, dass das südländische
Temperament der Spanier zum Puritanismus tendiert. Ich denke, die
Inquisition war von dem einheimischen Namen nicht sonderlich
erbaut.
Bei der Ankunft im Stall war
niemand, um uns zu unseren Unterkünften zurückzubringen. Unser
Führer wollte nicht das wir den Weg laufen. Zwei Pferde wurden neu
gesattelt und ein weiterer junger Bub in Dienst gestellt. Wir ritten
dann "im Doppelpack" durch die Stadt, jeder mit einem
mexikanischen Kind hinter sich, zurück zu unserer Basis. Nach
viereinhalb Stunden auf dem Pferderücken waren wir froh, wieder in
unserem kurz angemieteten Haus zu sein. Wir fühlten uns beide sehr
steif und alt, waren glücklich, uns zu entspannen, während wir
darauf warteten, dass Hazel und Paul von ihrem Ausflug zurückkehrten.
Sie kamen ein paar Stunden später herein, beide genauso müde von
ihren Anstrengungen wie wir. Die Hausküche hatte genug Utensilien
für einfaches Kochen, daher übernahm Hazel erfreulicherweise die
Essenszubereitung und machte es daher unnötig, für den Rest unseres
Aufenthalts in Creel auswärts zu essen.
Am
nächsten Tag planten wir eine Wanderung zum Wasserfall „Cascada de
Basaseachi“, dem höchsten durchgehenden Wasserfall des Landes. Da
es an öffentlichen Verkehrsmitteln mangelte, nahmen wir ein Taxi,
das uns vier zum Anfang eines Feldweges zu den Wasserfällen fuhr und
uns 4 Stunden später abholte. Die Einheimischen bevorzugen den unten
abgebildeten Open-Air-Transport. Etwas, auf das sich ein
neuseeländischer Verkehrspolizist mit großem Vergnügen stürzen
würde.
Die Wanderung entlang der Strecke
loesste unsere steifen Muskeln, was uns gefiel. Der Weg führte durch
alpine Wälder mit einigen schönen Aussichtspunkten über den Fluss
und Felsen um uns herum. Der Wasserstand im Fluss war aufgrund der
Dürre niedrig, aber der Wasserfall war immer noch beeindruckend. Wir
sahen uns gut im oberen Teil um und stiegen dann über eine Treppe
die 246m in die Tiefe zum Becken
des Wasserfalles
Der dreistündige Spaziergang war
therapeutisch für unsere steifen Gliedmaßen und erwies sich als
sehr angenehme Leibesuebung. Eine Belohnung in Form von einem Eis
danach wurde von allen geschätzt.
Bisher hatten wir nur Zeit am oder um den Canyonrand verbracht, es war Zeit, seine raue Tiefe und Schönheit schätzen zu lernen. Eine Übernachttour wurde mit Tarahumara Tours organisiert, der gleiche Reiseveranstalter, der zuvor unseren Ausritt organisiert hatten. Ursprünglich hatten wir geplant, den öffentlichen Bus runter zur Schlucht zu nutzen, aber mit einem Auto gab es eine bessere Zeitplanung für unsere Weiterreise und die Möglichkeit, mit den Ortskenntnissen unseres Fahrers, mehrere Stopps an verschieden Aussichtspunkten zu machen. Allem in allem war es viel attraktiver.
Die spektakulären
Ausblicke auf die Alpen erinnerten an die Schweiz. Dies gilt
insbesondere für die Herausforderungen beim Straßenbau, die mehrere
Sepentiene, Böschungen und Schnitte erfordern. Die Straße war
durchgehen geteert, aber es gab oft Steinschlag, die von Ziegen
verursacht wurden, die weiter höher weiden. Bei einem Stopp waren
die technischen Herausforderungen der kurvenreichen Alpenroute in den
Canyon sehr offensichtlich.
Das
Dorf Batopilas, einst eine boomende Silberminen-Siedlung, war unser
Schluchten-Erlebnis. Auf einer Seite des Flusses befinden sich die
Ruinen der burgartigen Hacienda San Miguel, die wir besichtigt haben.
Von hier aus begann die alte Maultier-Pack-Weg, die „Ruta de
Plata“. Die beladenen Maultiere gingen 35 Meilen bis zur nächsten
Station, wo das Silber / Plata auf frische Maultiere umgeladen wurde,
um entlang der Kette von Maultierstationen bis nach Chihuahua
transportiert zu werden. Natürlich war die Silberladung von schwer
bewaffneten berittenen Männern beschützt. Die Logistik dafür ist
atemberaubend, eine große Anzahl von sich langsam bewegenden
Maultieren, Pferden und Männern musste in einer Landschaft gefüttert
und getränkt werden, in der kaum ein Grashalm wächst.
Heute ist das Bild ganz anders. Die Wirtschaft der Region lebt vom Tourismus und dem „grünen Gold“ und wird vom Kartell kontrolliert. Das Kartell will keinen Ärger. Ein Schurke, der darauf aus ist Ärger zu machen, darf nicht davon ausgehen, dass er oder sie eine Chance hat, sich vor einem Gericht verteidigen zu können. Das Interesse des Kartells liegt in der Aufrechterhaltung eines friedlichen und prosperierenden Furniers bürgerlicher Ordnung, unter dem sie ihre schmutzigen Geschäfte abwickeln. Von unserem Hotelbalkon aus, mit einem sehr schönen Blick über den Fluss, beobachteten wir einen Teenager mit einer halbautomatischen Waffe, der ein 4WD-Nutzfahrzeug bewachte.
Das Fahrzeug fuhr später mit zwei
Teenagern los, die auf die gleiche Weise bewaffnet auf der Heckklappe
saßen und nach vorne blickten. Ich hätte das gerne fotografiert,
habe aber Diskretion als den größten Teil der Tapferkeit
angesehen.
Am Morgen der Abreise von
Batopilas wanderten wir zur Satevo Missionskirche, die 8 km weiter in
den Copper Canyon hineinführt. Wir inspizierten die Mission, stiegen
auf den Glockenturm und gingen sogar um das Dach herum. Die im 18.
Jahrhundert erbaute Mission war ein Misserfolg, da sie zu weit von
Batopilas entfernt war, als dass die Bevölkerung hätte daran
teilnehmen können.
Ein
Hinweis auf den Wohlstand von Batopilas war der Stolz der Ureinwohner
(sie werden durch den Begriff „Indios“ beleidigt), die
traditionelle Kleidung zusammen mit teuren Armbanduhren und
mexikanischen Hüten trugen. Ihre Verhalten vermittelte ein
Selbstvertrauen, ein völliger Gegensatz zu denen, denen wir rund um
Creel begegneten.
Zurück im Hochland von Creel nahmen wir den Überlandbus nach Divisadero / Barrancas de Cobra, unserem nächsten und letzten Zwischenstopp. Wir waren erstaunt, als der Bus mitten im Nirgendwo anhielt, ohne dass Häuser oder andere Straßen zu sehen waren, um Menschen aus oder in den Bus zu lassen. Später erfuhren wir, wie weit und isoliert die Tarahumara tief im Busch oder im Canyon leben.
Diese letzte Station brachte uns ein weiteres Highlight in einem anderen Canyon. Eine weitere lange Wanderung wurde zum Barranca del Cobre Canyon unternommen. Die Strecke führte uns am Rand des Canyons entlang und wie immer wurden wir von einem der freundlichen Hunde diesmal bis zum Adventure Park begleitet.
Eine Schweizer
Firma baute den Abenteuerpark am Rande des Canyons. Sie bieten
verschiedenen Wege in den Canyons abzusteigen. Wir haben uns für die
sportliche Version entschieden und benutzten sieben sehr lange
Seilrutschen (zip-line), die längste ist 2,5 km lang.
Es war schrecklich faszinierend, über die Canyon-Landschaft zu fliegen. Auf dem Weg nach unten mussten wir auch über 2 wackelige Hängebrücken hoch über dem Talboden zur nächsten zip-line Station laufen Der Sicherheitsstandard war überraschend hoch.
Die untere Station der
Seilbahn wurde 2 Stunden später erreicht. Es war erfreulich, nicht
wieder hochsteigen zu müssen und den Canyon nochmals in aller Ruhe
von der Seilbahn aus zu sehen. Dieser ganze Ausflug hat viel Spaß
gemacht, obwohl ich zugeben muss, dass ich ein beträchtliches Maß
an Bedenken und einige nervöse Pipi-Stopps vor der ersten
Seilrutsche hatte.
Die Aussicht war
unglaublich und so stapften wir noch eine Weile am Rand des Canyons
entlang. Schließlich wandten wir uns wieder dem Hotel zu, um uns
nicht im Dunkeln durch den Busch schlagen zu müssen. Als wir kurz
vor Dunkelheit im Hotel ankamen, waren wir müde, aber
glücklich.
Wir hatten eine
fabelhafte Woche, die einen tiefen Eindruck von der Größe des
Canyons hinterlassen hat. Die Zugfahrt zurück nach El Fuerte verlief
ereignislos mit wenigen Personen im Zug, was uns gefiel. An einer
Station kamen wir an dem Zug für die Locals vorbei, der voller
Menschen war, von denen nur wenige Masken trugen. Ein Grund, dankbar
zu sein, dass wir nicht mit diesem Zug fahren durften.
Bei der Ankunft am Bahnhof El Fuerte nahmen wir ein
Taxi zurück nach Topolobambo, um Zeit zu sparen. Dies ermöglichte
auch, einen Zwischenstopp in einem Supermarkt einzulegen, um uns
reichlich zu verpflegen, mit in dem Wissen, dass wir es nicht den
langen Weg zurück zum Boot tragen müssen. Es war fast dunkel, als
wir am Yachthafen ankamen. Die Boote waren fein, aber staubig und
voller Vogelkot, trotzdem waren wir froh, wieder in unserem Zuhause
zu sein und freuten uns darauf, in unseren eigenen Betten zu
schlafen. Den nächsten Tag war wir voll damit beschäftigt, das Boot
zu reinigen, die Wäsche zu waschen und uns auf das nächste
Abenteuer vorzubereiten.